Die Serie „Blickwinkel“ erscheint alle 14 Tage in unserem Newsletter. Hier schreiben Mitarbeitende des schwere reiter über ihre Arbeit, geben Einblick hinter die Kulissen, porträtieren Künstler*innen, beleuchten kulturpolitische Aspekte oder informieren über wichtige Belange des schwere reiter.

Vor der Tür – und mittendrin | Blickwinkel 4/25

20 Minuten zu früh stand ich schon vor der Tür, aufgeregt, neugierig. Der Regen war bereits in Sicht, aber ich hatte Glück, es war schon jemand da. Fünf Monate werde ich jetzt hier am schwere reiter als Praktikantin arbeiten. Eigentlich bin ich Schauspielstudentin. Spielen werde ich hier nicht. So viel ist klar. Was wartet auf mich? Was erwartet man von mir? Was darf ich erwarten?

Mein Name ist Clémentine, ich bin 22 und ich habe immer gewusst, dass ich in der Welt des Theaters und der Kunst arbeiten wollte. Ich war immer sehr musikalisch und früher habe ich mir immer die Stücke und die Proben der Theatertruppe meines Vaters angeschaut. Bis ich selbst, dank meiner besten Freundin, in das Schauspiel geraten bin.

An diesem Tag geht los in der Technik. Eine neue Produktion ist im Haus, es wird aufgebaut. Kaum angekommen, gab man mir einen Schraubenschlüssel in die Hand und sagte mir: „Versuche es einfach.“ Es sei nicht schlimm, wenn ich einen Fehler mache, sagen sie mir, aber es sei wichtig, dass ich es versuche und frage, wenn ich etwas nicht weiß. Ich bin zunächst zögerlich Dinge auszuprobieren, aber nach ein paar Minuten, in denen ich versuchte, eine Schraube anzuziehen, bevor man mir sagte, dass ich eigentlich in die andere Richtung drehen müsste, um das Ziel zu erreichen, war ich schnell meine Zögerlichkeit los und stürzte mich mit Begeisterung in die Aufgaben.

Mehrere Mitarbeiter*innen zeigten mir die Räumlichkeiten. Ich glaube, sie sind stolz auf diesen Ort. Ich habe beschlossen, dass das Foyer einer meiner Lieblingsorte sein würde mit seinen lebendigen Farben, einer warmen Atmosphäre. Während ich das schreibe für Sie, frage ich mich, mit welchen Eindrücken und Gefühlen Sie, als Publikum oder als Künstler*innen diesen Ort betreten?

Nachdem ich vier Stunden mit der technischen Abteilung verbracht hatte, um Tanzteppiche zu verlegen, Scheinwerfer zu installieren und wieder abzubauen, lernte ich den Rest des Teams kennen und man stellte mir einen anderen Teil der Arbeit vor, den ich kennenlernen würde: die Öffentlichkeitsarbeit.

Ich habe mich am schwere reiter gleich wohlgefühlt. Die Leute hier waren sehr herzlich und offen und sie hatten alle bereits von mir gehört bevor ich ankam, was mir das Herz erwärmte und mich gleichzeitig zum Lachen brachte, weil ich das leichte Gefühl hatte, wie eine kleine Berühmtheit behandelt zu werden. Es war erst mein erster Tag als Praktikantin, aber ich hatte bereits so viel darüber gelernt, was hinter den Kulissen eines Theaters passiert und wie viel Arbeit da hineinfließt, und auch über mich selbst und den Enthusiasmus, mit dem ich Dinge versuche, sobald ich mich sicherer fühle und weniger zögerlich bin.

Deshalb lesen Sie mich jetzt an dieser Stelle. Man hat mir vertraut, und dann, noch einfacher, hat man mir gesagt: Versuch es.

Viel Freude bei Ihren nächsten Besuchen!

Clémentine Zimpfer, Pranktikantin

 

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