Die Serie „Blickwinkel“ erscheint alle 14 Tage in unserem Newsletter. Hier schreiben Mitarbeitende des schwere reiter über ihre Arbeit, geben Einblick hinter die Kulissen, porträtieren Künstler*innen, beleuchten kulturpolitische Aspekte oder informieren über wichtige Belange des schwere reiter.

Raum für das Menschliche | Blickwinkel 6/25

Nach einer kurzen sogenannten „Wiedereingliederung“ ist heute mein erster richtiger Arbeitstag im Anschluss an einen Aufenthalt in der Psychosomatischen Klinik. Ich möchte hier gar nicht weiter auf meine persönliche Situation eingehen, sondern sie vielmehr als Aufhänger nutzen, ganz allgemein auf das Thema mentale Gesundheit am Arbeitsplatz und insbesondere im Kulturbetrieb aufmerksam zu machen.

Gerade für freischaffende Künstler*innen, die an einem Haus wie dem schwere reiter ein- und ausgehen, kann die psychische Belastung sehr hoch sein: Die finanziellen und organisatorischen Unsicherheiten, die mit beruflicher Selbstständigkeit einhergehen und der Druck, ständig im kreativen Sinn produktiv sein zu müssen, können überwältigend sein. Aber auch jenseits von branchenspezifischen Herausforderungen bietet das Leben – salopp formuliert – viele Möglichkeiten, unter ihm zusammenzubrechen. Umso wichtiger ist es, diesem Umstand mit Strategien der Sensibilisierung zu begegnen.
Aus meiner eigenen Erfahrung heraus möchte ich Sie deshalb hiermit ermutigen, sich im beruflichen und privaten Umfeld auf folgende Aspekte einzulassen:

1. Offene Kommunikation fördern: Lassen Sie uns gemeinsam einen Raum schaffen, in dem wir über kleine und große psychische Belastungen sprechen können. Regelmäßige Treffen oder Workshops können helfen, die eigene Wahrnehmung zu schulen und ein Gefühl der Verbundenheit herzustellen.

2. Netzwerke bilden: Partizipieren wir an Netzwerken, die ihren Fokus auf mentale Gesundheit am Arbeitsplatz legen. Gemeinsame Projekte oder Initiativen können die Angst vor individueller Dysfunktionalität mindern und systemisch kreative Synergien schaffen.

3. Ressourcen teilen: Informieren wir uns auch als Nichtbetroffene über Hilfsangebote, Workshops oder Beratungsstellen, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Angehörige zugeschnitten sind. Das Teilen von Informationen kann anderen helfen, die Unterstützung zu finden, die sie benötigen.

4. Mentale Gesundheit enttabuisieren: Indem wir offen über unsere eigenen Erfahrungen sprechen, können wir dazu beitragen, das Stigma rund um psychische Erkrankungen abzubauen. Jede*r von uns führt (un)sichtbare Kämpfe, aber wir gewinnen alle, wenn wir uns darin gegenseitig unterstützen.

Kennen Sie Initiativen und Projekte, die sich mit mentaler Gesundheit beschäftigen und von denen sie berichten möchten? Wie und wo wurden Sie bereits unterstützt? Welche hilfreichen Strategien haben Sie an Ihrem Arbeitsplatz schon entwickelt, um die mentale Gesundheit von Mitarbeiter*innen langfristig zu stärken?

Wir sind gespannt auf Ihren Blickwinkel.

In diesem Sinne: stay soft and warm and care for each other!

Anna Maria Zimmermann, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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